Dumm gelaufen!
Mucky, der kleine Osterhase war sehr aufgeregt. Schon in wenigen Stunden sollte er seinen ersten Auftrag ausführen und einen großen Korb voller bunter Ostereier im Garten vom kleinen Tommy verteilen. Es wurde bald hell draußen, und beim ersten Sonnenstrahl wollte Mucky sofort starten.
Gestern hatte er zum letzten Mal geübt. Er wusste genau, welchen der zahlreichen unterirdischen Gänge er nehmen musste, um am Gartentor anzukommen. Sein Eierkorb aus Weidengeflecht stand gepackt in der Ecke. Alle Eier waren sicher verpackt und konnten nicht gegeneinander schlagen. Die Tragegurte des Korbes hatte er stramm nachgestellt, damit er ihm nicht von den Schultern rutschte, wenn er gebückt durch die niedrigeren Gängen hoppelte. Alles war perfekt vorbereitet.
„Die Sonne!“, Mucky rannte zu seiner Mutter. „Darf ich jetzt los. Ach, ich bin schon so aufgeregt. Hilfst du mir dabei, den Korb aufzusetzen? Komm schnell, sonst ist Tommy noch vor mir im Garten. Und dann kann ich die Eier nicht mehr verstecken.“
„Nur langsam, mein kleiner eifriger Osterhase, der Tag hat gerade erst begonnen. An deinen Weg erinnerst du dich?“
„Na klar“, Mucky nickte eifrig, „den bin ich gestern noch mal entlang gehoppelt.“
„Dann kann ja nichts mehr schief gehen“, die Hasenmutter gab ihrem Jüngsten einen aufmunternden Stups und schaute ihm hinterher, bis er hinter der ersten Kurve des Ganges verschwand.
Mucky hoppelte, was seine Hasenfüße hergaben. Nur merkte er nicht, dass er schon am Gang vorbei war, der direkt am Gartentor endete.
„Noch drei Abzweigungen und dann muss ich endlich da sein“, freute er sich. Doch den Garten, der vor ihm lag, kannte er nicht. Mucky schaute sich in allen Richtungen um, aber es war tatsächlich der falsche.
„Was nun? Die Eier einfach verstecken, ohne zu wissen, wem der Garten gehörte? Vielleicht gab es hier keine kleinen Kinder mehr? Und Tommy würde sicherlich traurig sein, wenn keine Eier für ihn im Garten lägen.“
Mucky entschied sich zur Umkehr. Und dieses Mal hoppelte er noch schneller als auf dem Hinweg, denn er wollte nicht zu spät zum Ostereierverstecken kommen. Ab und zu kullerte eine kleine Träne über seine Wangen. Erstens ärgerte er sich über sich selbst, dass ihm dieses Missgeschick passiert war. Außerdem wusste er nicht genau, wie seine Mutter auf seinen ersten verpatzten Osterhasenauftrag reagieren würde.
„Mutti, ich habe mich verlaufen“, rief Mucky schon von weitem. „Meine Ostereier habe ich noch nicht verteilt“, schluchzte er immer lauter.
„Du hast mir doch gesagt, dass du den Weg gut kanntest. Bestimmt warst du sehr aufgeregt und hast deshalb den richtigen Gang verpasst. Na, macht nichts, aller Anfang ist schwer.“ Die Hasenmutter drückte Mucky fest an sich. „Ich zeige dir genau, wo du abbiegen musst. Aber wir müssen jetzt bis zum Abend warten, denn sonst sehen uns die Kinder im Garten. Und das dürfen sie nicht – das gehört zu unserem Berufsgeheimnis. Niemand darf sehen, wie der Osterhase aussieht.“
„Aber dann ist es doch zu spät. Tommy wird den ganzen Tag über enttäuscht sein, dass er nichts vom Osterhasen bekommen hat.“
„Daran ist nun nichts mehr zu ändern. Aber wir legen ihm heute Abend einfach einen Zettel zu den Eiern und schreiben darauf:
Dumm gelaufen! Aber im nächsten Jahr komme ich bestimmt schon vor dem Frühstück mit einem besonders dicken Osterei zur dir – Ehrenwort.
Dein Osterhase Mucky“
Geschichten von Elke Brinkmann-Pytlik
Mit freundlicher Genehmigung der Autorin hier veröffentlicht.